Natürlich werden wir durch solche Erkenntnisse nicht zwangsläufig lebensklüger, entdecken den Sinn unseres Daseins oder erleben unsere charakterliche Vervollkommnung. Nein – hierzu kommt es meines Erachtens en passant; nicht dadurch, dass man ein Seminar zum Thema Lebensklugheit, Teleologie oder sagen wir – meinetwegen – zur ästhetischen Erziehung (falls dieser Begriff den geneigten Lesern noch etwas sagt, die nicht schon bei Theolo … ne halt … Teleologie ausgestiegen sind) besuchen – Persönlichkeitsentwicklung vollzieht sich, indem man sein Leben lebt, Fehler macht, sich in jeglicher Form daneben benimmt und es das nächste Mal besser macht. Wenn die Erfahrungen der Fuxentagung diesem Ziel nur begrenzt dienlich sein konnten, weil sich die mentale Entwicklung vom Fux zum Bursch nach und nach durch beständige Teilnahme am Bundesleben erfolgt – wofür könnten Einblicke wie die oben genannten denn sonst gut sein?
Aus meiner Sicht sind genau solche, wenigstens für die Beteiligten amüsanten Teilstücke eines gemeinsamen Erlebnisses der Stoff, aus dem der Lebensbund gewirkt ist. Nicht immer müssen diese Erfahrungen, die man in der Gemeinschaft mit seinen Bundesbrüdern, in diesem Fall im engen Kreis der Con-Fuxen, macht, freudiger Natur sein. Es kann und muss natürlich beispielsweise auch der Beistand in schwierigen Situationen zum Lebensbund dazugehören.Aber gerade in seiner heiteren Form besitzt er wohl seine schönste Facette.
Und in diesem Zeichen stand nun das Wochenende in Greifswald: Nach vierstündiger Zugfahrt erreichte die erste „Delegation“ des VDSt Hamburg bestehend aus unserem Fuxmajor sowie vier Fuxen Greifswald (gefolgt von drei weiteren Bundesbrüdern, die mit dem Auto anreisten). Nach einem exzellenten Gulascheintopf konnte man bei einem kühlen Bier die aus den anderen teilnehmenden Vereinen Deutscher Studenten angereisten Fuxen kennenlernen und sich über die jeweils eigenen Erfahrungen in seiner jeweiligen Studienstadt austauschen. Daran schloss sich eine Kurzvisite bei einem unweit des Greifswalder Verbindungshauses ansässigen Corps an. Auf dem Rückweg folgte dann noch ein durchaus gelungener Spontanbesuch einer Veranstaltung des örtlichen Akademischen Turnvereins an, wodurch ein erfüllter erster Tag seine würdige Abrundung fand.
Die kurze auf dem Haus des VDSt Greifswald verbrachte Nacht endete daraufhin jäh um zehn vor acht – schließlich war der Samstag überbordend mit Programmpunkten belegt worden: Aufeinander folgten Frühstück, Vorträge zum Dachverband der VDSt und zum Lebensbund, die Erarbeitung von Kurzvorträgen zu verschiedenen verbindungshistorischen Themen, ein grundehrliches Mittagessen in der Gaststätte Humboldt, eine hervorragende Stadt- und Karzerführung und schließlich die Tagungskneipe. Höhepunkt derselben war wohl der Wettstreit der Fuxenmimiken, bei dem unser sechsstimmiger Fuxenchor unseren Bund würdig vertrat und uns vor anderen Bünden platzierte, es jedoch nicht vermochte, dem grandiosen an den Film „Der Pate“ angelehnten Auftritt des im Wiederaufbau befindlichen VDSt zu Wien die Stirn zu bieten. Im Anschluss an die Kneipe erhielten wir dann noch Besuch des Corps vom Vortag, mit dem wir gemeinsam den Abend ausklingen ließen.
Am Sonntag, dem Abreisetag, wurden noch die am Vortag ausgearbeiteten Vorträge oder die in manchen Fällen zusammengeschusterten Improvisationen derselben dargeboten, wodurch die Tagung einen kommentgemäßen Abschluss fand.